Räumliche Linienführung von Autobahnen

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Date
2024-08-07
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Technische Universität Dresden
Abstract

Nach den Richtlinien für die Anlage von Autobahnen (RAA) sollen Autobahnen ihre raumordnerische Funktion mit einem hohen Maß an Verkehrssicherheit und -qualität erfüllen. Der räumliche Verlauf der Straße hat dabei einen maßgebenden Einfluss auf das Fahrverhalten der Verkehrsteilnehmer.

Für Autobahnen liegen bisher nur wenige Erkenntnisse zur räumlichen Linienführung vor. Die umfangreichen Ergebnisse aus den Untersuchungen für Landstraßen sind nicht ohne weiteres auf Autobahnen übertragbar. Daher wurden auch die Inhalte der RAA zur räumlichen Linienführung zunächst vorrangig über Erfahrungen und Festlegungen erarbeitet.

Ziel dieser Arbeit war die Durchführung einer Grundlagenforschung zu Defiziten in der räumlichen Linienführung von Autobahnen.

Die Analyse und die Bewertung der Defizite erfolgte über simulierte und reale Strecken. Für einen Teil der Defizite lagen geometrische Modelle vor bzw. konnten erstellt werden. Über die Modelle wurde berechnet, bei welcher Kombination der Entwurfsparameter der Achse, der Gradiente und des Querschnitts das entsprechende Defizit auftritt. Aus den Ergebnissen wurden quantitative Entwurfsvorgaben zur Vermeidung des entsprechenden Defizits abgeleitet.

Für alle zu untersuchenden Defizite wurden über die Straßenentwurfssoftware card_1 simulierte Strecken erstellt. Für jedes Defizit wurden die Entwurfselemente einzeln, nacheinander und unter Konstanthaltung der anderen maßgebenden Entwurfselemente so lange variiert, bis sich das Defizit einstellt bzw. das Defizit nicht mehr auftrat. Zur Bewertung und zum Vergleich der Elementkombinationen wurden Perspektivbilder gemäß den Festlegungen der Hinweise zur Visualisierung von Entwürfen für außerörtliche Straßen (H ViSt) erstellt.

Über card_1 können Sichtschattenbänder gemäß den H ViSt generiert werden. Aus den Ergebnissen der über card_1 erstellten simulierten Strecken konnten somit für die Defizite Sichtschatten und verdeckter Kurvenbeginn quantitative Entwurfsvorgaben abgeleitet werden.

Die anderen Defizite wurden über Perspektivbilder bewertet. Es erfolgten Probandenbefragungen, um im Ergebnis qualitative und Richtwerte für quantitative Entwurfsvorgaben ableiten zu können. Neben der Analyse von simulierten Strecken wurden auch deutschlandweit bestehende Autobahnen auf potentielle Defizite in der räumlichen Linienführung untersucht. Für die maßgebenden Abschnitte freier Strecke wurden Bänder für die Qualität der Sicht (QuaSi-Bänder) erstellt. Dies erfolgte durch das Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Über die QuaSi-Bänder wurden folgende Bewertungskriterien ausgewertet: vorhandene Sichtweiten, Sichtschattentiefen, Sicht auf vorausliegende Lageplankrümmungswechsel und relativ sichtbare Fahrbahnoberflächen. Über die Bewertungskriterien konnte festgestellt werden, wie hoch die Anteile an Abschnitten mit und ohne Defiziten in der räumlichen Linienführung sind. Weiterhin wurde analysiert, wie stark die Defizite ausgeprägt sind und welche Trassierungselemente an diesen Stellen vorliegen.

Durch eine Unfallanalyse wurde ermittelt, ob die festgestellten Defizite sicherheitsrelevant sind. Die Inhalte der Ziffer 5.4 „Räumliche Linienführung“ und der Ziffer 5.5 „Haltesichtweite“ der RAA sollten aufbauend auf den Ergebnissen fortgeschrieben und ergänzt werden. Für die H ViSt besteht kein Änderungsbedarf. Im Ergebnis der Untersuchung wurde ein Textvorschlag für die Ziffer 5.4 und die Ziffer 5.5 erarbeitet. In Ziffer 5.4 wird auf die H ViSt insofern verwiesen, dass die dort enthaltenen Hinweise zur Visualisierung und zur Nutzung des Sichtschattenbandes uneingeschränkt auch für Autobahnen gelten. Der Textvorschlag wurde vom Arbeitsausschuss 2.1 „Autobahnen“ der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen e. V. (FGSV) für die Überarbeitung der RAA diskutiert und für die Übernahme in die fortgeschriebenen Entwurfsrichtlinien empfohlen.

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